Playstation - Probieren & Studieren _/)_
La Bonita in der Krivica-Bucht/Losinj
Neben den vernünftigen Einsatz für Ausbildung, Trainings und Meilentörns bietet eine eigene Yacht viele Möglichkeiten um Dinge auszuprobieren. Dazu zählen neben unterschiedlichen seemännischer und navigatorischer Manövern viele technische Spielereien, die im Bordalltag nützlich und in schwierigen oder sogar in Not-Situationen eine Hilfe bieten können. Sie zeigen auch Grenzen und Gefahren auf.
Besonderes Augenmerk gilt bei mir und einigen Crewmitgliedern, die Bordtechnik aus zu probieren und Verknüpfungen von neuen oder mobilen Gerätschaften auszutesten. Dabei kommt es unweigerlich zu Überraschungen und Kenntissen von Grenzen und Gefahren.
Für Charterer könnten diese Erfahrungen interessant sein. In ein oder zwei Charterwochen wird man sich im Urlaufsfeeling nicht so tief in die Bordtechnik mit all den Facetten einlassen - und wenn, hat man es bis zum nächsten Mal wieder vergessen. Folgende "Experimente" und Erkenntnisse möchte ich hier wiedergeben:
- Die Logge steht auf null oder zeigt einen falschen Wert an
- Stimmt der Teifenmesser?
- Ankern
- Der Autopilot kann mehr als nur STANDBY und AUTO
- Der Kartenplotter kann mehr
- Laptop & Tablet
- Was gibts sonst noch? - RADAR, AIS, NAVTEX
- Einloggen ins Bordnetz?
- Datenaustausch: Kartenplotter, Laptop, Tablet und externer Austausch
- Kalibrierung der Messinstrumente: Logge, Windgeschwindigkeit, Windeinfall, Kompass?
- Alarme
- DSC-Funk
- Amateurfunk (APRS)
- SSB-Empfänger
- Nachtsichtgerät
- Laser-Entfernungsmesser
- Drohne & 360Grad-Kamera
- Dinghy & Beiboot
Die Logge steht auf null oder zeigt einen falschen Wert an
Eine Logge besteht häufig aus einem kleinen Rädchen in der Mitte am vorderen unteren Bereich (Bugkabine) am Schiffsrumpf.
Das Rädchen setzt sich bereits nach ca. 3-4 Wochen nach Säuberung mit Bewuchs (Algen/Muscheln) zu, so dass die Einzeige nur noch null oder falsche Werte liefert.
Die Logge kann von oben "gezogen", durch einen Blindstopfen während der Reinigung verschlossen, und wieder eingesetzt werden. Während der Aktion wird ca. 3-4 Liter Wasser in die Bilge kommen, das wieder abgepumpt/rausgewischt werden kann. Da man hier was falsch machen kann, sollte dies durch einen erfahren Benutzer in Abstimmung des Vercharterers durchgeführt werden. (Beim Einsetzen der Logge auf die Nut achten - damit die Dreh- und Ausrichtung des Rädchens stimmt)
Stimmt der Tiefenmesser?
Die Angaben: Wasser unterm Kiel, Wassertiefe von der Oberfläche oder ggf. Tiefe vom Schiffsrumpf aus gemessen. Mit oder ohne Sicherheitswert? - das kann von dem Charterangestellten nur selten sicher gesagt werden oder ggf. falsch. Weitere Fehlerquelle Maßeinheit: "feet" oder "Meter"?
Besser man lotet die Tiefe etwa kurz vor dem Mast links und rechts mit einem Lot oder Behelfslot (Stein mit dünner Leine) und vergleicht die Messung mit der Displayanzeige und notiert den Differenzwert.
Durch "rumspielen" am Display kann es passieren, dass von "Meter" auf "feet" umgestellt wird.
Ankern
Wenn man eine Halskette mit größeren Anhänger langsam der Läge nach auf den Tisch legt, erinnert das sehr an einem Ankervorgang.
Kleiner Apell an die Vorstellungskraft: Man hat ein ca. 10cm tiefes Wasserbecken. Der Anhänger ist ein kleiner Anker. Der Beckenboden ist mit Sand gefüllt.
Damit der Anker hält, sollte die Kette 3 - 5x so lang wie die Wassertiefe - also ca. 50cm sein. Zunächst geht der Anker mit Kette gerade runter, bis der Boden berührt wird. Jetzt wird man die Kette schön in einer Linie auf den Sand legen. Der Anker liegt erstmal nicht vorteilhaft, durch leichtes Ziehen wird er jedoch ausgerichtet und durch sehr! sanftes Ziehen gräbt sich dieser in den Sand.
Eine entscheidende Beobachtung ist: 1. das Auftreffen des Ankers auf den Grund; 2. der Anker richtet sich aus; 3. der Anker gräbt sich ein.
Die Situation ergibt eine gewisse Haltekraft. Abhängig von der Beschaffenheit des Ankers, des Untergrundes, der Länge der Kette, ob der Anker gut eingegraben ist. Durch sehr kräftiges Ziehen und/oder Änderung der Zugrichtung wird der Anker ausbrechen und ggf. sich wieder selbstständig eingraben.
In der Realität bedeutet das ein vernünftiges Zusammenspiel über Wissen und Kommunikation (Beschaffenheit des Untergrundes, Wassertiefe, ausgebrachte Kettenlänge, Kette stecken, Kette stoppen, Lage des Ankers, der Kette, des Schiffes sowie Wind und Welle). Die Ankerwache beinhaltet: Einstellen des GPS-Ankeralermes, ggf. Flachwasseralarm, Windalarm, Kreuzpeilungen, Abstände kontrollieren (über Laser-Entfernungsmesser).
LEHRFILM (Yacht.tv)
Ankern für Anfänger Teil1 | Ankern für Anfänger Teil2
FEHLERQUELLEN
Das Einfahren des Ankers erfolgt zu unsanft! | Kette zu kurz gesteckt | Falscher Ankerplatz/Untergrund, Kabel am Grund | Schwoikreis nicht beachtet (andere Schiffe, Ufer) | Zusammenspiel von den oben genannten Faktoren hat nicht stattgefunden
La Bonita an der Boje in der Krivicabucht/Losinj
Der Autopilot kann mehr als nur STANDBY und AUTO
Was kann der Autopilot (z.B: ST6002 von Raymarine)?
Normalfall: Autopilot auf AUTO und der gerade gefahrene Kurs wird per Fluxgatkompaß gesteuert. STANDBY deaktiviert den Autopiloten wieder.
Was kann er sonst noch?
- die Dämpfung (d.h. wie schnell oder träge Lenkbewegungen bezogen auf Wellen ausgeglichen werden)
- Eine automatische Wende - Nach bb bzw. stb jeweils +1 und +10 gleichzeitig drücken
- Kurshalten nach Windsteuerung. Die Windrichtungsanzeige sollte gut kalibriert sein
- Das Autopilot kann den Kurs vom Kartenplotter/Kurscomputer erhalten (hierbei erspart man sich die ständige Anpassung des Kurses mit +1 stb/bb -Schritten)
1) Route im Kartenplotter erstellen 2) Route aktivieren 3) Autopilot auf AUTO 4) TRACK beim Autopiloten drücken und bestätigen.
Nach jeder routenmäßiger Änderung wird der Autopilot pipsen und einen Druck auf TRACK einfordern - erst dann wird der neue Kurs vom Autopiloten eingestellt. - FEHLERQUELLEN
Die Route ist erstellt worden. Man ist bereits losgefahren. Die Route wird irgendwann aktiviert. Wenn jetzt der Pfeil in der Autobahnansicht nach unten zeigt, liegt der nächste anzusteuernde WP bereits hinter uns. Würde man jetzt den Autopiloten auf Basis der Route aktivieren, würde das Schiff eine 180Grad-Wende vollführen!!! (es müssten all die WPs hinter uns am Kartenplotter erst übersprungen werden, um auf den nächsten vor uns liegenden zu zeigen).
Je nach Konfiguration, kann der Autopilot auch vom Kartenplotter aktiviert werden!!! - Der Rudergänger sollte vorgewart werden!
Der Autopilot kann ggf. aus Versehen aktiviert/deaktiviert werden, je nachdem wo das Schaltpanel platziert ist. (das passiert öfter als man denkt!). Bei verklemmten Ruder sollte man IMMER sofort an den Autopiloten denken!
Der Kartenplotter kann mehr
Das kleine 1x1 des Kartenplotters: Das eigene Schiff wird als Symbol dargestellt. Mit einer schnellen Navigation kann ein Wegepunkt erstellt und GOTO aktiviert werden. Es kann eine Route erstellt und aktiviert werden. Sind Kreuzkurse definiert, sollten diese bei Bedarf den Realitäten während der Fahrt angepasst werden. Es kann entsprechen rein/rausgezoomt werden. Die Anzeige kann gesplittet werden, um navigatorische Informationen anzuzeigen. Geschwindigkeit, Tiefe, Entfernung und Zeit zum WP und zum Routenende, Autobahnansicht mit Ablage. Je nach Modell und Ausrüstung kann das RADAR und AIS über der Seekarte eingeblendet werden. Je nach Modell kann der Plotter über WLAN gespiegelt, oder fernbedient werden. (Tochterinstrument, Tablet). Der Plotter kann den Autopiloten steuern, sowie navigatorische Daten weitergeben.
BEISPIELE
Sind Radarechos innerhalb einer definierten Sicherheitszone erkennbar, werden diese an den Laptop (OpenCPN mit Seekarte) automatisch mit Alarmierung weiter gegeben. Es werden Wassertiefe, Fahrt durchs Wasser (Logge), Wassertemperatur, Windgeschwindigkeit und -Richtung, AIS, weitergegeben.
Laptop & Tablet
Neben den verbauten Geräten bildet Laptop und Tablet eine standalone Backuplösung. Als Charterer kann - neben Papierseekarte - das Laptop und das Navigations-Tablet eine Hauptnavigation bilden und der fest verbaute Plotter als Backup dienen.
Für den Autor der Webseite kommt zum Einsatz:
OpenCPN mit Windowslaptop
und aktuellen Seekarten, Tablet mit
Navionics sowie Chartnavigator
. Es finden regelmäßig
Seminare
darüber statt.
Alarme
Mit und ohne Fahrt durchs Wassser spielen Alarme eine wichtige Rolle, um eine Aktion zu fordern oder eine drohende Gefahr abzuwenden. Die gängisten Alarme:
Anker| Flachwasser| AIS | Radar | Kursablage | Annäherung an WP/Kursänderung | DSC-Funk | Luftdruck fällt schnell | Motortemperatur | Ladevorgang unter Maschine | Batteriespannung | Wasser in der Bilge | Rauchmelder | Gaswarner | Windalarm | Frischwasser |
Als Charterer ist man schnell in der Überforderung. Anker- und Flachwasseralarm sollte man jedoch unbeding beherrschen!
Was gibts sonst noch? - RADAR, AIS, NAVTEX
NAVTEX
übermittelt für die Seefahrt wichtige Informationen. Dazu zählen: Wetter, militärische Übungen, vorübergehende Sperrgebiete, Veränderungen in der Betonnung, Ausfälle und Verluste, Sicherheits und Notmeldungen, u.v.a.m. Navtex-Meldungen sind über das Internet abrufbar:
Naverea III (Mittelmeer)
| Q für Kroatien | U für Italien |
live-Navtex im Internet
|
Navtex-Messages (Kroatien)
|
Radio Navigational Warnings (Kroatien)
Häufig genug besteht jedoch keine Datenverbindung. Über einen NAVTEX-Empfänger können diese per FUNK automatisch empfangen werden. Der Autor der Webseite benutzt das Gerät WIB3 der Fa. Moerer auf der La Bonita
AIS (Automatic Identification System)
Empfängt (und sendet) automatisch statische und dynamische Daten von Schiffen und Schifffahrtseinrichtungen. Es warnt vor Nahbereichslagen und trägt zur Sicherheit des Verkehrs auf dem Wasser bei.
Die AIS-Daten werden von Kartenplottern, Navigationsprogrammen (PC/Tablet) automatisch verarbeitet und angezeigt. Alarmieren bei Nahbereichslagen. Auf der La Bonita kommt ein aktives AIS von AMEC-Camino 208W zum Einsatz. Es sendet Daten an den Kartenplotter, Navigations-PC, per WLAN auch an Navigations-Tablet oder einem Smartphone.
RADAR
findet man nur selten auf Charterschiffen. Kenntnisse im Umgang mit RADAR sind Bestandteil einer Profiskipper-Ausbildung (SSS-Schein). Auf der La Bonita wird bei SSS-Ausbildungen und Skippertrainings am RADAR-Gerät ausgebildet.
Weitergehende INFO
Kalibrierung der Messinstrumente: Logge, Windgeschwindigkeit, Windeinfall, Kompass?
Als Charterer wird man sich nur selten in die Untiefen einer Kalibrierung von Instrumenten einlassen. Allerdings habe ich in dieser Rolle nur selten ein Schiff angetroffen, bei denen Meßwerte gestimmt hätten. Allen voran die Logge (s.o.). Der Kompaß zeigt nicht selten 30 Grad daneben. Auch der Fluxgatekompass des Autopiloten liegt zuverlässig falsch. Die Anzeige des Tiefenmessers ist immer ein Waagnis. Die Ansprüche auf ca. 50 Charterungen habe ich mit der Zeit runtergeschraubt und ein gewisses Verständnis für den Charterbetrieb entwickelt. Die Lösung lag darin, eigenes Equipment mit zu nehmen und durch Nachmessen einen Korrekturwert zu notieren.
Auf einer eigenen Yacht ist man gut beschäftigt, Kalibrierungen vorzunehmen. Diese müssen von Zeit zu Zeit nachjustiert werden. Die Justage der Magnetkompasse an den Steuersäulen ist (durch Kompensationsmagnete) sehr aufwendig. Wenn man schnell ist, schafft man es eine Ablenkungs/Steuertabelle in ca. 1-2h zu erstellen (mit Hilfe von GPS-Kurs). Mit einer Deviationstonne dauert es noch länger. Kalibrierungen sind zusammenfassend ein ständiges Bemühen und erfordern ein häufiges Abgleichen und Überprüfen.
Laser-Entfernungsmesser
Beim Ankern oder wenn das Schiff an einer Boje festgemacht ist, sollte immer die Aufmerksamkeit auf einen sicheren Schwoikreis gerichtet sein. Neben Kreuzpeilung, Ankeralarm, Tiefenalarm ist der Einsatz eines handelsüblichen Laser-Entfernungsmesser (wie man ihn im Golfsport verwendet) empfehlenswert. Die Entfernung kann sehr exakt über eine Disdanz von z.B: 800m auf einen Meter genau messen und anzeigen.
Eine Drift kann somit sehr genau festgestellt werden.
Drohne & 360Grad-Kamera
Ob nun als Film oder Foto, Aufnahmen mit einer Drohne findet man häufig rund um einer Yacht, am Anker- und Liegeplatz. Auf der La Bonita gehören zwei Fernerkundungswerkzeuge zur Ausstattung. Eigene Erfahrungen segelnder Weise stehen noch aus. Zum Einsatz kommen: eine DJI Mini2 und eine DJI Mavic AIR2S mit Smarcontroller. Erstere wiegt unter 250g und kann daher zum Überflug auch unbeteiligter Personen, sowie Gebäuden genutzt werden.
Es soll die Funkverbindung bis zu 10km halten - was sicher nur bei Bestbedingungen erreicht werden wird. Die Drohnen sind mit reichlich Zubehör ausgestattet (Wasserlandegestell, 5 LIPOS, Filter, LED, etc). Gesetzliche Bestimmungen müssen hier selbstverständlich eingehalten werden. Der Yachteigner hat einen entsprechenden Drohnenführerschein und viele Übungsflüge absolviert. Weitere INFO
Auf der La Bonita kommt gelegentlich eine 360Grad-Kamera Fabrikat MIJA zum Einsatz. Sie kann 4k-Kugelpanoramas mit einem Klick aufnehmen - aber auch entsprechende Videos im 360Grad-Format erzeugen.
Mehrere Crewmitglieder haben im Rahmen einer Mast-Besteigung die 360-Grad mit rauf genommen.
Izola
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Portoroz
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Einfahrt von Izola
360Grad-Aufnahmen mit der Drohne:
Chiemsee
Dinghy / Beiboot
Ein Beiboot ist unverzichtbar auf einer Segelyacht, um vom Anker-/Bojenplatz zum Ufer zu kommen. Die Ausmaße sollten zur Größe der Yacht passen. Auf einer 46Fuß-Yacht ist z.B. ein Dinghy mit 2,70m Länge sinnvoll. Es kann 4 Personen transportieren und mit bis zu 8PS motorisiert werden. Allerdings ist ein Motor dieser Stärke ca. 45kg schwer. Den wuchtet man nicht so leicht von der Relingshalterung auf den Motorspiegel des Beibootes. Ein 6PSer erscheint mit ca. 27kg immer noch zu schwer. Ein kleiner Kran mit einer 4fach-Talje kann hier Abhilfe schaffen.
Die La Bonita ist mit einem 2,70m-Dinghy der Marke Plastimo mit Hochdruckboden bestückt und einem neuen 6PS-4Tack-Aussenborder.
Alleine im Dinghy erreicht man zuverlässig in Gleitfahrt über 14kn Geschwindigkeit damit. Das Beiboot kann unkompliziert vom Vordeck über die Reliung eingewassert werden. Das Auswassern erfolgt über das Spi-Fall. Es wird mittels Winsch hochgekurbelt (bzw. mit einem starken Akkuschrauber und Winsch-Bit elektrich hoch gewinscht).
Im Normalfall wird das Dinghy umgedreht auf dem Vordeck angelascht und mit einer passenden UV-Schutz-Persenning überdeckt.
Ausnahmsweise kann es auch nachgeschleppt werden, wenn wenig Wind & Welle zu erwarten ist, und ohnehin motort wird. Dies erfolgt über 3! Schleppleinen. 2 Leinen werden mit kleinen Ruckdämpfern an den äusseren Ösen des Beibootes befestigt und an den Heckklampen angeschlagen. die Vorleine wird an einen mittleren Befestigung (über einen Hahnepot) der Yacht angelascht. Eine Ausnahme ist z.B. gegeben, wenn man eine Strecke von einem Ankerplatz zum nächsten Ankerplatz in kurzer Distanz (10-15 Seemeilen) überwinden möchte.