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dichtung&wahrheit

Segeln ist ein Wassersport

Das merkt man gelegentlich auch unter Deck, wenn nach einem scharfen Segeltag mit 25-30kn Wind und 1,5-2m Welle auf Amwindkurs mit über 8kn Fahrt durch tonnenschwere See pflügt.

Die Dichtigkeit einer Yacht wird dann auf eine harte Probe gestellt. Lucken, Rumpf-Deckverbindung, Relingsstützen mit verschraubten Füßen durch das Deck, Püttinge (Durchlass der Wanten), Seeventile, Ankerkasten mit den Schotts müssen das tonnenweise Anrollen von Wellen und auch Brechern gut abhalten.

Die Crew bekommt möglicher Weise überkommendes Wasser ab. Fliegendes Wasser oder Regen ergänzen das nasse Szenario. Das salwasser-durchtränkte Ölzeug wird dann im Hafen zum Trocknen abgelegt. Manche Yachten, wie z.B: die La Bonita hat dafür einen vorgesehen Platz in einer Nasszelle. 

Irgendwann scheint die Sonne wieder, die Luken werden geöffnet. Das Restwasser steht noch auf den Fenstern - salziges Wasser tropft nach innen. Schnell sollte man die Fenster und Gummidichtungen abwischen, damit bei Wiederverschließen eine zuverläßige Dichtigkeit gegeben ist.

 

So beigeistert Segler und Wassersportler sich auf dem Wasser bewegen, im Schiff möchte man es immer trocken haben. Es ist nicht leicht den Kampf gegen unwerwünschte Feuchtigkeit und Nässe im Schiff zu gewinnen.

Wenn das Schiff verlassen wird und einige Wochen bis zum nächsten Einsatz vergehen, werden sich der Salon und die Kabinen durch Sonne aufheizen und von innen fängt es zum Dampfen an.

Alle Materialien, Möbel und Polster- aber auch Instrumente und elektrische Einrichtungen sind diesen Bedingungen ausgesetzt.

In manchen Törn-Gebieten, wie z.B: in der Karibik vervielfacht die extrem feuchte Luft diese Phänomene. Ich habe auf Charteryachten in den Tropen, die erst drei Jahre alt waren, sehr unangehme Schimmelbildungen sowie Stockflecken im Schaumgummi der Matratzen erkennen können.

Dichtung & Wahrheit auf der "La Bonita"

Leider hat sich das Schiff im schweren Einsatz sich in der ersten genutzten Saison nicht als dicht erwiesen. Zu erkennen ist das, wenn in den kleinen Schaps (Schwalbennester) ein dünner Wasserfilm zu finden ist. Ebenso in den Schränken, wenn die zu unterst liegen T-Shirt zum Trocknen aufgehängt werden müssen und wenn auf der Ablage wertvolle Törnführer und Seehandbücher Feuchtigkeitsschäden abbekommen. Bis in die Bilge hat es das Wasser bis jetzt nie geschafft. Aber in den seitlichen Sektionen unter den Sitzbänken hab ich des öfteren Wasser gesaugt. Die Frage drängt sich auf: ist das normal? -  Die unterschiedlichsten Antworten von Eigner habe ich schon gehört. "Ein Schiff ist nie ganz dicht". Das kann ich bei meiner Erfahrung von den unterschiedlichsten Charter-Schiffen (Monohulls sowie Fahrtenkamaranen auf ca. 60 Törns als Skipper) sowie Eignerschaften von einigen Schiffen bestätigen.
Die Frage ist nur: wieviel Wasser im Schiff will man als Eigner ertragen?
Zwischenzeitlich ist die La Bonita in zwei Wartungsschritten komplett dicht geworden. Es wurde die Rumpf-Decksverbindung, Verschraubung der Relingsstützung und - was sich als die größte Undichtigkeit erwiesen hat - wurden alle seitlichen Rumpfenster demontiert und neu eingedichtet.

Maßnahmen auf der La Bonita

Auf Törn...

  • Der Voreigner hat bereits zwischen Polster und Auflagen ein sogenanntes Abstandsgewerkt (ca 2cm) sowie einen Lattenrost angebracht
  • Nasse Fenster beim Öffnen sofort wischen, sowie die Gummis
  • Alle Gummis in kurzen Abständen mit geeigneten Mittel einfetten
  • Möglichst nasse Klamotten draußen (unter dem Bimini) trocknen oder in der Naßzelle.

Zwischen den Törns...

  • Ganzpersenning bei längerer Nichtnutzung mit Durchüftungsmöglichkeit (wurde eigens dafür konstruiert)
  • Entfeuchtungsbehälter im Inneren
  • Beim Verlassen sämliche Schranktüren geöffnet halten
  • Polster aufstellen

Großangelegte Sanierung

  • sämtlicher Dichtungen im Relingsbereich sowie bei der Deckrumpf-Verbindung erneuern ( siehe Bilder )
  • Die Sikaflex-Dichtungen im Bereich längs der Scheuerleiste wurde komplett neu aufgetragen
  • Alle Seeventile und die Schläuche werden im November2020 erneuert. Zum Einsatz kommen sehr hochwerte GFK-verstärkte Kunstoff-Ventile von Trudesign
  • Sie Saildrivedichtung wurde erneuert (Wartungsplan)
  • Rumpffenster werden 2022 komplett neu eingedichtet

Wasser von unten..

Der Rumpf einer Yacht hat verschiedene verschließbare Öffnungen im unteren Bereich. Einige sind unter oder knapp über der Wasserline.

Beispiel LaBonita - eine 14m-Yacht mit 2 Bädern hat 10 verschließbare Seeventile

Unter der Wasserlinie
1x Kühlwasseransaugung | 2x Ablauf WC/Fäkalientank | 2x Ansaug Spülwasser Toilette | großer Borddurchlass für den Saildrive (Motorantrieb)

Knapp über der Wasserlinie

2x Auslass Bad-Waschbecken | 2x Auslass Dusche | 1x Auslass Küchenspüle
 

Bei allen Seeventilen sind diverse Schläuche montiert unterschiedlicher Größe.
Alle Borddurchlässe mit Seeventilen, Schläuche, Verbindungsstücke bilden ein Gefahrenpotential. Sollte hier eine Undichtigkeit entstehen (z.B. Schlauch rutscht ab) kann Das Schiff im ungünsteigsten Fall sinken.

Um maximale Sicherheit zu erreichen, sollten alle Seeventile (ausser dem Ventil für das Motorkühlwasser) bei Nichtbenutzung verschlossen sein.

Wird eine Yacht länger nicht benutzt, sollte das Ventil für die Kühlwasseransaugung ebenfalls verschlossen werden.

Ein sehr wesentlicher Bereich ist der große Borddurchlass im Bereich des Motors - genauer: des Getriebes. Im Falle der Bavaria 46 (wie bei vielen moderneren Yachten) ist ein sog. Saildrive verbaut. Der Motor muss seine Drehbewegung auf die tief aussenliegende Schiffsschraube bringen (siehe Wartungsbilder). Der Saildrive schließt deshalb an den Motor an und muß durch den Schiffsrumpf geführt werden. Der Durchlass ist mit einer sehr starken Saildrivedichtung versehen, die regelmäßig inspiziert und alle 7 Jahre erneuert werden muß. Sollte hier eine größere Undichtigkeit entstehen, führt es zu einem Totalverlust der Yacht. Eine Versicherung wird sich hier vermutlich schadloshalten, wenn das Wartungsintervall überschritten wird.

 

Ganzpersenning

Ganz-Persenning_stb

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