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Kurse zum Wind

Wer mit einer Jolle den Einstieg in die Segelei gefunden hat, wird die Kurse zum Wind ganz körperlich, durch Schräglage, Böen, Druck im Segel, Ruderdruck, Fahrt-Geschwindigkeit, etc. erlernt haben.  Auf einem Dickschiff / Segelyacht sind alle Kräfte selbstverständlich genauso vorhanden, doch bei weitem nicht so unmittelbar erspürbar.

Ohne Jollenerfahrung tun sich Segeleinsteiger*innen auf einer großen Yacht insbesondere mit den Kursen zum Wind schwer. Hinzu kommt die Schwierigkeit, scheinbaren und wahren Wind zu unterscheiden. Die Komplexität nimmt buchstäblich an Fahrt auf, wenn mit Motorunterstützung gesegelt werden muss - wie beispielsweise bei dem Rettungs-Pflichtmanöver unter Segel mit Motorunterstützung in der SKS-Prüfung.

 

Kurse zum Wind ( BildQuelle: Wikipedia)
Kurse zum Wind

So ein Schaubild haben die Segelschüler*innen schon häufig gesehn.
Was die Kurse zum Wind jedoch wirklich bedeuten, in Anbetracht von scheinbaren und wahren Wind muss in einem Manöverkreis (mit entsprechenden Kommandos) intensiv eingeübt werden.

Gerade beim Bojen-Rettungsmanöver (mit und ohne Maschinenunterstützung) wird der Trainingsstand sichtbar, ob die Boje bei dem Aufschießers (im Wind) mit der passenden Geschwindigkeit (ca. 1-1,5kn) sicher geborgen werden kann.

wahrer und scheinbarer Wind

Der scheinbare Wind, zeigt sich nur im Zusammenhang mit der Eigenbewegung des segelnden Schiffes. Das Schaubild nebenan zeigt, dass der wahre Wind immer etwas luvwärtiger weht, wie es der Verklicker anzeigt. Erfahrene Segler*innen erspüren dies am Körper bzw. am Gesicht.

Bei einem Vorwind- oder Raumschotskurs fühlt sich der Wind geringer an, wie er in Wahrheit ist.

Direkt gegen den Wind kann nur kurzeitig (mit den Restschwung der Fahrt) gefahren (aufgeschossen) werden, bis das Schiff zum Stehen kommt (und anschließend vertreibt).

Liegt das Schiff vor Anker gibt es nur einen wahren Wind.

Der Zusammenhang: scheinbarer und wahrer Wind beinhaltet Richtung und Geschwindigkeit des Segelfahrzeuges und dem Kurs zum Wind und kann mit einem Kräfteparallelogramm verdeutlicht und errechnet werden.

Windanzeige

Das rechte Anzeigegerät auf der La Bonita ist auf "scheinbare" Windanzeige eingestellt. Es zeigt einen (scheinbaren) Halbwindkurs von backbord
mit Windeinfall von 100 Grad zur Vorauslinie mit 16,2kn scheinbarer Windgeschwindigkeit.
Durch die Vorausfahrt von über 9kn Fahrt trifft die wahre Windrichtung jedoch deutlich achterlicher auf die Vorauslinie  mit geschätzten: 130-140 Grad.

Durch die ausgeklügelte Navigationstechnik kann das Instrument auch auf "wahre" Windanzeige umgestellt werden.

Erfahrene Segler*innen nutzen nur gelegentlich das Windanzeigegerät und den Verklicker. Viel exakter und feinfühliger, läßt sich das Spiel:
Windrichtung/Windgeschwindikeit/Eigengeschwindigkeit an den Segeln, Fahrt, Ruderdruck, Schräglage und Wellenbild erkennen.

Anzeigegeräte sind häufig träge und Verklicker ggf. schwankend.

Abdrift durch Wind

kann nicht an den Instrumenten abgelesen werden. Die Instrumente geben das augenblickliche Kräfte- und Bewegungsmoment in der Jetztzeit wider. Die Abdrift ergibt sich dagegen aus einer Beobachtung bzw. Rückschau eines mehr oder weniger langen Zeitintervalls, wie sich das Schiff in der jeweiligen Bedingung verhalten hat.

Wovon hängt die Abdrift ab?

Von dynamischen und statischen Bedingungen!

  • Windgeschwindigkeit
  • Kurs zum Wind (je höher am Wind, desto mehr Abdrift)
  • Fahrt durchs Wasser (je schneller, desto kleiner die Abdrift)
  • Wellen (Höhe, Richtung, Länge haben einen erheblichen! Einfluß auf die Abdrift)
  • Schräglage
  • Ruderdruck
  • Bauart des Schiffes
    (Lang- oder Kurzkieler, Rennyacht, Katamaran, Monohul, Cruiser, Wassertiefe)
  • Takelung (Slup, Kutter, Ketsch, Topgetakelt, etc.)
  • Besegelung (Performance-Segel, Cruisersegel)
  • Segel, die derzeit gefahren werden (gerefft / ungerefft)
  • mit/ohne Motorunterstütung (welche Drehzahl)

Wie kann ich die Abdrift herausfinden?

Durch die Kursumwandlung
Berechnung: von oben nach unten "+" | von unten nach oben "-"

Kursumwandlung Beispiel
MgK Magnetkompaßkurs 100
Abl Ablenkung -3
mwk mißweisender Kurs 97
Mw Mißweisung 4
rwK rechtweisender Kurs 101
BW Beschickung Wind ?? =Abdrift!
KdW Kurs durchs Wasser 111
BS Beschickung Strom 0
KüG/KaK 111

 

im oberen Beispiel ist die Abdrift: +10 Grad (also nach steuerbord)

Diese kann durch Koppeln und einfachheithalber durch zusätzlichen Einsatz eines GPS (GPS-Kurs entspricht KüG/KaK)
über einen längeren Zeitraum (z.B.: in 2 Stunden 12 Seemeilen) für die jeweilige Bedingung errechnet werden.

Gibt es eine Faustformel?

Grob kann über die Abdrift gesagt werden:

Performanceyacht zwischen 03 und 05 Grad
Fahrtenyacht zwischen 05 und 10 Grad
Katamaran zwischen 10 und 20 Grad

 

Gibt es eine professionelle Berechnung?

In der Form eines (aufgezeichneten) Polardiagrammes!
Dieses wird benötigt für ein ambitioniertes Wetterrouting (Es gibt diverse Programme, Apps, aber auch ein Modul in OpenCPN)

siehe auch: Segeleigenschaften

Polardiagramm der La Bonita

 

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